Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Dr. Nobuo Shioya: Richtig Atmen

Erstellt von r.ehlers am Freitag 22. Mai 2015

Die lebensbestimmende Bauchatmung

Zwerchfellatmung-de.wikipedia.org-

Bereits im Greisenalter von mehr als 100 Jahren verfasste der japanische Arzt Dr. Nobuo Shioya (*1902)  sein letztes Buch „Die Kraft strahlender Gesundheit“, Goldmann-Arkana,2.Aufl., dt., 2006, in dem er  neben ausführlicher Erläuterung seiner  wissenschaftlich schlüssig begründeten innovativen Atemtechnik, über die ich hier insbesondere berichten will, immer wieder die Integration der japanischen Erfahrungsmedizin (kampo) mit der westlichen Standardmedizin anspricht.

nobuo shioya

Dr. Shioya, der bis zu seinem Ende in 2008 in  einem feinen Seniorenheim am Meer dicht bei Tokio lebte, ist in Japan bekannter und beliebter als es vergleichsweise in den deutschsprachigen Ländern Johannes Heesters und Max Schmeling je waren und von den lebenden Prominenten Günter Jauch, Thomas Gottschalk und Michael Schumacher zusammen sind.

Sein besonderer Ruhm speist sich aus drei Quellen, einmal seiner unverwüstlichen Gesundheit – er überwand ohne Medizin eine ganze Reihe schwerer Krankheiten. Daraus erwuchsen seine sportlichen Erfolge im Alter – er ist der wohl beste Senioren-Golfer aller Zeiten. Mit 82 Jahren fiel er auf, als er den Golfball 200 Yards weit schlug, er wurde aber bis gegen 100 immer besser! In der Szene der alternativen Medizin wurde er schließlich weltweit durch Dr. Masuro Emoto bekannt, der ihn gern zitierte, u.a. damit, dass erst Dr. Shioya ihm das Wesen der Reinkarnation näher gebracht hätte.

An Dr. Emoto scheiden sich die Geister, weil unter wirklich kritischen Menschen kaum jemand glauben kann, dass schlichtes Wasser ein Träger der komplexesten Informationen in  intellektueller und emotionaler Hinsicht ist. Weil auch nicht einmal der geringste Ansatz gegeben ist, dass seine interessanten Eisschnittbilder tatsächlich von einem Orchester oder einem Redner ausgehende Schwingungen festhalten und bildlich im Wasser wiedergeben können, halte ich seine Thesen offen gesagt für unzutreffend, ob bewusst oder durch Irrtum ist ja egal.

S. auch http://www.essenspausen.com/wasser-ist-nur-ein-lebensmittel/ und http://www.essenspausen.com/ordnungskraft-in-lebensmitteln/

Dieser Dr. Shioya umgebende „Glamour“, den er sichtbar selbst sehr genossen hat, hatte mich bis dahin davon abgehalten, mich näher mit seinen Thesen zu beschäftigen. Man muss ja angesichts der vielen Tausenden Veröffentlichungen seine tägliche Lektüre schon ein wenig auswählen. Bücher und Vorträge haben ja bekanntnlich einen schweren technischen Nachteil.  Man kann den Autor eines Buches und meist auch einen mündlich vortragenden Redner nicht jederzeit unterbrechen, wenn man feststellt, dass er voll dabei ist, sich blind zu zu verrennen. Bücher kann man allerdings beiseite legen – oder eben gar nicht erst anfassen. Ich schreibe daher auf diesen Seiten nur in überschaubaren Beiträgen, die man lesen kann oder auch nicht.

Ich schätze, dass die Nachwelt sich wenig um Dr. Shioyas späte sportlichen Leistungen  und seine ebenfalls späten Ausflüge in die Esoterik kümmern wird, wohl aber um seine Erkenntnis,

  • dass alle Lebewesen, also auch wir Menschen, als großartig organisierte Zellhaufen nichts so dringend brauchen wie die Sauerstoffversorgung jeder der Billionen unserer Körperzellen und damit natürlich eine gut funktionierende  Sauerstoff spendende einfach zu praktizierende Atemtechnik.

Dr. Shioya kritisiert zu Recht die westliche Standardwissenschaft, die alles negiert, was sich nicht beweisen lässt. Er erklärt sehr schön, dass alle Wissenschaft feststellen muss, dass sie vor immer mehr unerklärbare Zusammenhänge gestellt ist, je tiefer sie in die Natur eindringt. Da auf alle Erfolge in Prävention und Heilung zu verzichten, die durch das Raster dieser Wissenschaften fallen, ist der ganz große Fehlerin unserem gesamten Gesundheitswesen.  Dr. Shioya hätte sich im Interesse der von ihm gewonnenen Erkenntnisse aber gar nicht so gegen die etablierten Wissenschaften stellen müssen, denn was er über die Bedeutung und die Wirkungen des richtigen Atmens sagt, ist konrete Wissenschaft und keine Spinnerei!

Dr. Shioya macht überigens klar, dass die Körperzellen nicht nur Sauerstoff brauchen, sondern auch Aminosäurene und Mineralstoffe etc., um sich aufzubauen und Bausteine für die Herstellung unserer Bewegungsenergie (ATP) zu sein sowie für eine Vielzahl von Funktionsstoffen wie den Enzymen, Vitaminen, Hormonen und Botenstoffen. Neben den Wirkungen des richtigen Atmens kommt es also auch auf die Wirkungen des richtigen Essens an, die mehr mein Thema sind als das von Dr, Shioya.

Aber die Sauerstoffversorgung ist auf allen Ebenen der menschlichen Existenz so unverzichtbar, dass auch richtiges Essen nicht hift, wenn wir nicht richtig atmen!

 

Nun aber zur Praxis des richtigen Atmens:

1. Bauchatmung (sitlle Atmung)

Die normale Atmung, in die wir ganz von selbst fallen, wenn uns keine Störungen daran hindern, ist die stille Atmung über die Nase durch den Rachenraum und durch die Luftröhre in die Bronchen, die Bronchiolen und die Lungenbläschen (Alveolen), die das Zwerchfell deutlich nach unten gegen den Bauchraum drückt.

Diese Bauchatmung kommt uns ganz natürlich. Schon Säuglinge atmen niemals unter Einsatz allein der Brustmuskeln nach oben in die Lungenspitzen, sondern immer in den Bauch.Die Alveolen füllen sich. Während der untere Brustkob im Bereich der freien Rippen auseinander gedrückt wird, wird das ganze Zwechfell nach unten gegen den Bauchraum gedrückt. Das Lungenvolumen wird dadurch im Vergleich zur flachen Brustatmung, die nur die Lungenspitzen füllt, geradezu verdoppeltzugleich verdoppelt sich natürlich die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff!

Dass bei der ganz normalen Bauchatmung immer das eine Nasenloch „zu “ ist und Stunden später das andere, soll Sie nicht stören. Das ist nämlich auch normal, s. http://www.essenspausen.com/ein-nasenloch-ist-regelmaessig-zu/.

Beim Sport ist der Sauerstoffbedarf hin und wieder so hoch, dass man nur durch schnelle Brustatmung ausreichend versorgt werden kann. Sonst aber ist die Atmung über den Mund streng zu meiden. Wie in meinem Beitrag über die Nase erläutert, ist es sehr hilfreich, dass die eingeatmete Luft über die Naseninnenräume streichen kann. Die Luft kommt so geführt aus dem trockenen Bereich der Außenluft in ein Feuchtraumbiotop, das in der Nase beginnt und – für die Ausscheidungen – erst am Ende des 10 m langen Verdauungskanals endet.

Die natürliche Bauchatmung hat einen bedeutenden gesundheitlichen Wert auch für den Darm und seine Funktionen. Dadurch wird die eigenen Peristaltik des Darms unterstützt. Auch die Entsorgung der Blutbahn am Darm und seine Versorgung mit frischem Blut wird verbessert.

Die Bauchatmung, die Dr. Shioya eine stille Atmung nennt, läuft im täglichen Ablauf völlig unbewusst ab. Sie ist auch die entspannende Atmung in der Meditation.

 

2. Neuland: Die bewusste Verstärkung der Bauchatmung

a) Eine kleine Pause nach dem Einatmen

Wie seit langem bekannt ist, wird die Nutzung des aufgenommenen Sauerstoffes deutlich verbessert, wenn man nach dem kompletten Einatmen eine kleine Pause macht und dann langsam ausatmet, das auch deutlich langsamer als beim Eintamen. Wenn sich eine solche Pause von 1- 3 Sekunden nicht ganz von selbst einstellt, lohnt es, immer wieder mal daran zu denken, bis einem dies ohne willentliches Dazutun zur automatischen Routine wird.

Diese kleine Phase des Atemanhaltens ist noch nicht die bewusste Verstärkung der Bauchatmung, die Dr. Shioya entwickelt hat. Immerhin ist dies eine Vorstufe, die zu nutzen für jeden Menschen ein Gewinn ist.

 

b) Der Pressdruck auf die eingeatmete Luft

Mit der bewussten Verstärkung ist gemeint, dass man

  • die bis zur Lungenbasis herunter eingeatmete Luft nach bewusstem Anhalten des Atems durch eine kraftvolle muskuläre Anspannung im Unterbauch gezielt bis ganz hinunter in den Rumpf hinein drückt und den Druck dann einige Sekunden lang (maximal 9 Sekunden) anhält.

Dr. Shioya spricht da von einer aus altjapischen Lehren stammende Region etwa 7 cm unterhalb des Bauchnabels, die japanisch seika-tanden heißt, in wörtlicher Übersetzung das Zinnoberfeld. In Japans fenöstlicher Medizin (kampo) und in der dortigen Kampfkunst sieht man im Unterbauch an dieser Stelle das wichtigste Energiezentrum des Menschen. Man kann das aus unserer Sicht als „Kolorit“ abtun. Es ist aber nicht ohne Sinn, regelmäßig in Verbindung mit der Praktizierung der Atemhygiene

  • zum Einen den Atem am Ende des Einatmens bewusst festzuhalten 
  •  zum anderen die Muskeln des Bauchraums mit dem Atemrhythmus wiederholt anspannen und wieder zu entspannen, um die  Organe des Bauchraums bis hinunter zum Darmausgang in diesen Rhythmus einzubeziehen.

Der erste offenbare Vorteil, die eingetmete Luft zusammenzupressen liegt darin, dass ihr Sauerstoff intensiv in die Alveolen der Lunge gedrückt wird. Der Sauerstoff wird einfach ergiebiger ausgenutzt.

Diese Methode des Anspannens der Bauchmuskeln kennt jeder Mensch vom Toilettengang, wenn der Stuhl sich nicht ganz von selbst löst. Dr. Shioya rät dazu daran zu denken, bei der Atemübrung auch den Anus anzuspannen. Das tut man aber automatisch wie etwa bei einem Situp, wenn man trotz des Druckks auf den Dickdarm nicht seine Entleerung wünscht. Es versteht sich, dass diese besondere Atemtechnik dann die erfolgreiche Darmentleerung erleichtert, wenn dies ansteht.

Das Training der Muskeln des Unterbauchs fördert zudem eine gute Durchblutung des Darms und eine Verbesserung des Abtransports von Stoffwechselrückständen aus den denDarm umgebenden Körperzwischenräumen.

In den japanischen Kampfkünsten sieht man noch mehr in der bewussten Anspannung der Bauchmuskeln, weil danach im tanden die Haptkraft des Körpers versammelt sein soll. Man sagt dann gern: „hara ga suwaru“ = „Der Bauch ist fest“. Kein Wunder, wenn dadurch schlafende körperliche seelische und geistige Energien geweckt werden, vielleicht sogar wirklich große Selbstheilungskräfte des Körpers.

Mir scheint diese Übung rundum klug zu sein. Und wenn nur die Bauchmuskeln dadurch ganz regelmäßig gestärkt werden, die bei der heutzutage meist sitzenden Tätigkeit aller Menschen sträflich vernachlässigt werden! Diese Übung macht aber Sinn, auch wenn man keinen „Waschbrettbauch“ anstrebt.

Dr. Shioya rät dazu, die bewusste Verstärkung der Buchatmung täglich 25 Mal, in einem Zuge oder in mehreren Abschnitten zu absolvieren. Man kann ihn auch öfter wiederholen, obwohl nach seiner Meinung der Grundsatz „je mehr, je besser“ da nicht unbedingt gelten soll. Nach meiner Erfahrung kann man da aber kaum etwas falsch machen.

 

3. Das richtige Denken

Dr. Shioya hat aus der Atemtechnik heraus eine Methode entwickelt, durch Imagination, Introspektion und Affirmation zu einem gesunden und zufriedenen Leben zu kommen. Er selbst sieht in sich selbst das beste Beispiel, weil er erst nach derVollendung seiner Methode um diese geistige Seite der Atemtechnik eine ganze Reihe von Angriffen auf seine Gesundheit (Tuberkulose, Rückenschmerzen durch verkrüppelten Lendenwirbel, Prostratahypertrophie, grauer Star) ohne Medikamente geheilt hat und sich erst danach so richtig  zu einem immer wohlgestimmten gesunden und sogar sporlich enorm  leistungsfähigen Menschen entwickelt hat (der doch in der Jugend extrem kränklich war).

In der Imagination sieht Dr. Shioya die Freisetzung verborgener innerer Kräfte, mit Introspektion meint er die Visualisierung eines angestrebten Zustandes und mit der Affirmation die formelhaft vorgetragene wiederholte Benennung des Erfolges.

Es sind weltweit nicht wenige Gesundheitsberater, die Dr. Shioya in diesen Erkenntnissen folgen. Ganz ähnlich setzt aber fast allgemein die heute in ihrer Bedeutung ganz neu erkannte Meditation auf genau diese Momente, die eben nicht wirklich neu sind, s. auch http://www.essenspausen.com/meditieren-fuer-ein-besseres-selbst/.